Anbau von Lupinen

Stand: 07/14/2005
Autor: Stefan Ernert, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel

Man unterscheidet 3 Lupinenarten die zur landwirtschaftlichen Nutzung möglich sind, die gelbe, blaue und weiße Lupine. Gelbe Lupinen eignen sich nur für arme Sandböden mit niedrigen Ertragsniveau und niedrigen pH-Werten. Für hiesige Ertrags- und Bodenverhältnisse eignen sich die blauen und weißen Lupinen. Blaue Lupinen benötigen leichte und mittlere Böden mit einem pH-Wert von 5,0 - 6,8. Sie haben gegenüber den weißen Lupinen ein höheres Ertragsniveau, aber eine geringere Eiweißkonzentration und reifen früher ab. Weiße Lupinen bevorzugen mittlere bis schwere Böden mit einem pH-Wert von 5,5 - 6,8 und haben eine längere Vegetationszeit und höhere Wärmeansprüche. Die Aussaatmenge beträgt zwischen 80 bis 140 Körner/m2. Besonders für die endständigen Lupinentypen wird die höhere Aussaatmenge empfohlen. Eine exakte Aussaatstärkebestimmung ist bei Lupinen wichtig, da das TKG je nach Sorte, Typ und Jahr stark variiert. Bei kleinkörnigen Sorten ist ein TKG von 100g möglich, großkörnige Sorten können über 300g haben. Ein Nachbau von Lupinen wird nicht empfohlen, da durch Aufspaltung der einzelnen Zuchtlinien eine Erhöhung der Bitterstoffgehalte möglich ist. Die Aussaat sollte ab März bis spätestens Mitte April erfolgen. Die Bodenbearbeitung zur Aussaat sollte ein mittelfeinscholliges Saatbett herrichten. Die Aussaattiefe sollte 3 – 4 cm betragen. Wegen ihrer geringen Selbstverträglichkeit ist eine mindestens 4-jährige Anbaupause einzuhalten. Sollten auf dem Feld in den letzten 8 Jahren keine Lupinen gestanden haben, ist eine Saatgutimpfung mit Knöllchenbakterien zu empfehlen. Die gebräuchlichsten Prärarate sind HiStick und Radicin. Eine N-Düngung zu Lupinen nicht angebracht. Auf mittel bis hoch versorgten Standorten ist eine Grunddüngung zu Lupinen daher nicht erforderlich und kann zu anderen anspruchvolleren Kulturen in der Fruchtfolge erfolgen. Lupinen besitzen nur eine geringe Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern. Ein Striegeleinsatz ist vor dem Auflaufen, sowie im 4 – 5 Blattstadium möglich. Er sollte nur bei trockenem Wetter und vorwiegend am Nachmittag eingesetzt werden, um Schäden an der Kulturpflanze einzuschränken. Die Unkräuter sollten sich im Keimblattstadium befinden.
Die gebräuchlichsten chemischen Herbizidverfahren sind im Vorauflaufverfahren 5 l/ha Boxer oder 4 l/ha Stomp SC. Eine Gräserbehandlung kann mit 1 l/ha Fusilade im Nachauflauf erfolgen.

Lupinen haben ein erhebliches Ertragsrisiko
Lupinen können eine Alternative sein, wenn es um die Produktion von hofeigenen Eiweißfuttermitteln geht. Sie sind z.B. den Futtererbsen in der Höhe ihres Proteingehaltes deutlich überlegen. Im Durchschnitt von 3 Versuchsergebnissen erbrachten die weißen Sorten eine Proteinkonzentration von 37,7 % und die blauen Sorten einen Gehalt von 32,2 %. Die Ertragsschwankungen bezüglich des Eiweißertrages sind bei Lupinen sehr groß. Die empfohlene weiße Lupinensorte Bardo brachte im Jahr 2002 auf dem Versuchsfeld MY/Rosenhof einen Eiweißertrag von 11,2 dt/ha, im gleichen Jahr wurde auf dem Versuchsfeld KL/Morlautern nur einen Ertrag von 5,8 dt/ha festgestellt. Erwartungsgemäß ist die aktuell empfohlene blaue Lupinensorte Borlu im Proteinertrag der weißen Sorte Bardo überlegen, hat aber eine geringere Eiweißkonzentration. Vergleicht man die Proteinhektarerträge von Futtererbsen mit den Proteinhektarerträgen von Lupinen, liegen diese auf dem gleichen Niveau. Auch bezüglich der Ertragsschwankungen bestehen keine wesentlichen Unterschiede. Die Vorzüglichkeit von Futtererbsen gegenüber von Lupinen besteht in der deutlich früheren Abreife. Im Gegensatz dazu haben Lupinen die deutlich höhere Eiweißkonzentration. Aufgrund ihrer sehr späten Abreifeeigenschaften haben Lupinen ein hohes Ernterisiko. In feuchten Jahren reifen sie sehr zögerlich ab. Das mögliche Aufplatzen der Schoten stellt ein erhebliches Ertragsrisiko dar. Die Kornerträge schwankten in den in Rheinland-Pfalz durchgeführten Versuchen zwischen 49,2 dt/ha und 19 dt/ha.

Lupinen sind ein hochwertiges Eiweißfuttermittel.

Die monetäre Bewertung der Vorfruchtwirkung von Lupinen schwankt zwischen 100 € und 220 € und ist abhängig vom Getreideanteil in der Fruchtfolge, vom Mehrertrag der Folgefrucht (in der Regel Winterweizen), von der Einsparung an N-Dünger und der Einsparung der Pflugfurche zur Folgefrucht, da Lupinen eine sehr gute Bodengare hinterlassen, kann in der Regel mindestens ein Grubbergang eingespart werden kann.
Lupinen sind keine Marktfrüchte, ihre Wirtschaftlichkeit wird bestimmt durch ihren Vorfruchtwert und ihren Futterwert. Aufgrund der hohen Schwankungen der Werte ist eine Untersuchung des Erntegutes unumgänglich. Ihr energetischer Futterwert liegt über dem von Sojaschrot. Laut Literaturangaben besitzen Lupinen einen geringen Stärkeanteil, auch die Beständigkeit der Stärke wird mit 10 % als sehr gering angegeben. Lupinen haben in der Schweinefütterung ein ungünstiges Verhältnis der Aminosäuren untereinander. Besonders der Überhang an Lysin gegenüber Methionin und Cystin macht eine Ergänzung in der Mineralstofffütterung unumgänglich. Als Anhaltswert ersetzen in der Milchviehfütterung 0,51 kg Sojaschrot plus 0,53 kg Weizen 1 kg Lupinen. In der Schweinefütterung können 0,46 kg Soja plus 0,47 kg Weizen durch 1 kg Lupinen ersetzt werden.

Entscheidend für einen sinnvollen Lupinenanbau ist die Rationsberechnung der im Betrieb gehaltenen Tiere. Tritt in der Ration ein Eiweißmangel auf, der nicht durch Futtererbsen abgedeckt werden kann, aber durch hofeigene Futtermittel abgedeckt werden soll, ist der Anbau von Lupinen eine Alternative. Berücksichtigt werden müssen die Klimatischen Verhältnisse der Region, bezüglich der späten Abreife und des Ernterisikos.



Juergen.Mohr@dlr.rlp.de