Einfluss der Bodenpflege auf Rebe und Weinqualität

Bernd Ziegler, DLR - Rheinpfalz Neustadt, Abteilung Weinbau und Oenologie,

Wie die letzten Jahre zeigten können Bodenpflegesysteme, die nicht an den Standort angepasst sind, zu Schwierigkeiten bei der Bewirtschaftung aber auch zur Beeinträchtigung der Weinqualität führen. Um hierüber genauere Informationen zu sammeln, wurden verschiedene Bodenpflegeverfahren in einem vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Mainz geförderten Projekt untersucht.

Der Versuch erfolgte in der Parzelle Mußbacher Hundertmorgen-Mitte bei der Sorte Silvaner (Pflanzjahr 1987) auf einem sandig schluffigen Lehm. Der mittlere Humusgehalt im Oberboden betrug 2,3 %. Die verschiedenen Bodenpflegevarianten wurden 1996 begonnen, die Untersuchungen erfolgten von 1997 bis 2001. Der Weinberg wurde von 1996 bis 1999 nicht mit Stickstoff gedüngt, in den Folgejahren kamen 50 kg N/ha mit Rizinusschrot zum Einsatz.




Abbildung 1: Untersuchte Varianten

Varianten
OFF/OFF: Mechanische Offenhaltung aller Gassen im Sommerhalbjahr, Standortflora über Winter;
ROT –LEG: Rotationsbegrünung bei jährlichem Wechsel der begrünten Gassen, vorwiegend mit Gräsern und Kreuzblütlern und geringem Leguminosenanteil im Einsaatgemenge (August), ab 2000 wurde völlig auf Leguminosen verzichtet, die Standzeit der Begrünung war jeweils 20 Monate, der Umbruch erfolgte jeweils im April/Mai;
Rot +LEG: Rotationsbegrünung bei jährlichem Wechsel der begrünten Gassen mit hohem Leguminosenanteil im Einsaatgemenge, ab 2000 wurde ihr Saatanteil von 67 % auf 100 % erhöht, die Standzeit und der Umbruchtermin entspricht dem der Variante ROT –LEG;
BEG/BEG: Dauerbegrünung in beiden Gassen, Einsaat 1996 von Klee-Gras-Gemenge (60 % Klee + 40 % Untergräser);
OFF/BEG: Teilflächenbegrünung durch Kombination von offengehaltenen und der dauerbegrünten Variante .


Ergebnisse
Humus und Stickstoff im Boden
Während des Untersuchungszeitraumes wurden zwischen den Varianten keine wesentlichen Unterschiede im Humus- und Gesamstickstoffgehalt festgestellt. Die Bestimmung der Nmin-Gehalte (0 bis 90 cm) während der Rebblüte belegen ein höheres Angebot an pflanzenverfügbarem Stickstoff in den über Sommer mechanisch offen gehaltenen Gassen. Dabei enthielten die Gassen mit umgebrochenen Rotationsbegrünungen mehr Nitrat- und Ammonium-N als die permanent offengehaltenen Parzellen der Variante OFF/OFF. Die leguminosenreichere Rotationsvariante (ROT +LEG) lag hier nur geringfügig über den Nmin-Gehalten der Variante mit geringem Leguminosenanteil (ROT –LEG). Nach der Traubenlese befanden sich die Rest-Nmin-Gehalte nahezu auf dem gleichen Niveau und zeigten bei den einzelnen Varianten eine ähnliche Tendenz.

Wuchs- und Ertragsleistungen der Reben

Das höhere Nmin-Angebot in der mechanischen Offenhaltung (OFF/OFF) lässt sich bei den Ergebnissen der Nitratmessungen in den Blattstielen deutlich nachvollziehen. So erreichte die offen gehaltene Variante (OFF/OFF) fast die doppelte Blattstiel-Nitratkonzentrationen gegenüber der dauerbegrünten Variante (BEG/BEG). Beim Vergleich zwischen den Rotationsbegrünungen zeigte sich ein deutlicher Einfluss der Leguminosen. Die Variante ROT +LEG erreichte von allen Begrünungsvarianten die höchsten Werte. Trotz mittlerem Nmin-Gehalt im Boden wies die leguminosenarme Rotationsvariante (ROT –LEG) in den Blattstielen noch niedrigere NO3-Konzentrationen auf als die Dauerbegrünung.
Die Untersuchungen des Gesamt-N-Gehaltes in den Blättern (jährlich 3x) und des Chlorophyllwertes mit dem Hydro-N-Tester ergaben sehr geringe Unterschiede.
Ein Einfluss des verfügbaren Stickstoffes ist hinter dem unterschiedlichen Botrytisbefall der Trauben zu vermuten. Die leguminosenreiche Rotationsbegrünung (ROT +LEG) wies die höchste Befallsstärke auf. Auf Rang 2 folgte die offen gehaltene Variante (OFF/OFF). Die übrigen Varianten waren von deutlich weniger Traubenfäulnis befallen.
Bei der Ertragshöhe und dem Mostgewicht waren nur geringe Unterschiede festzustellen. Anders war es bei den Schnittholzergebnissen (Untersuchungen 2000 und 2001), hier wiesen die leguminosenreiche Rotationsvariante (ROT +LEG) und die Offenhaltung (OFF/OFF) die höchsten und die Dauerbegrünung (BEG/BEG) die geringsten Holzmengen auf.






Abbildung 2: Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse an den Reben


Inhaltsstoffe von Mosten und Weinen, sowie Weinqualität

Als Parameter für die Erfassung der Produktqualität wurden u.a. im Most Ammoniumgehalte, Ferm-N-Werte und Formolzahlen und im Wein der zuckerfreie Extrakt ermittelt. Die Beurteilung der Versuchsweine wurde durch die Qualitätszahl vorgenommen.
In nahezu allen Parametern brachte die Variante Offenhaltung (OFF/OFF) die besten Ergebnisse. Lediglich die leguminosenreiche Rotationsvariante (ROT +LEG) konnte in einigen Kriterien mithalten. In der Gesamtschau folgte dann die Teilflächenbegrünung (OFF/BEG). Die Dauerbegrünungsvariante (BEG/BEG) und die Rotationsbegrünung mit dem geringen Leguminosenanteil (ROT –LEG) schnitten mehrmals deutlich schlechter ab.






Abbildung 3: Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse bei Most und Wein

Fazit
Weinbautechnik und Bodenschutz verlangen eine Bodenbegrünung. Um jedoch negative Auswirkungen auf die Weinqualität auszuschließen muss sich die Bodenpflege stärker an den Standortverhältnissen orientieren und flexibel gehandhabt werden.
Gegenüber der Teilflächenbegrünung (Begrünung jeder 2. Gasse) bringt eine Rotationsbegrünung nur dann Vorteile, wenn ein größerer Leguminosenanteil möglich ist. Wie am Beispiel der Rotationsbegrünung gezeigt wurde, können Gräser eine ungünstigere Wirkung auf die Weinqualität haben, als Leguminosen. Allerdings ist dem entgegen zu halten, dass die Tragfähigkeit des Bodens bei Gräsern wesentlich besser ist, als bei Leguminosen.
Um eine qualitätsmindernde Gräserdominanz zu vermeiden, sollte auf schnell- und hochwachsende Grasarten (z.B. Einjähriges und Welsches Weidelgras) verzichtet werden. Dafür empfiehlt sich die Einsaat von Rasensorten der Untergräser (Wiesenrispe, Rotschwingel und Deutsches Weidelgras). Als Leguminosen sind in mehrjährigen Begrünungsgemengen Weißklee, Hornschotenklee und Rotklee, bei Kurzzeitbegrünungen Winterwicken zu mindestens 1/3 der Saatstärke einzuplanen. Ihre kürzere Lebensdauer macht eine häufigere Einsaat erforderlich. Weniger und höheres Mulchen verlängert die Lebensdauer von Klee.



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